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Tiefbahnhof

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Stuttgarts OB fordert Aufklärung nach neuer S-21-Verzögerung

Stuttgart steht erneut vor einer ungewissen Zukunft in Sachen Stuttgart 21. Die für Ende 2026 geplante Eröffnung des Tiefbahnhofs wird abermals verschoben - diesmal ohne einen neuen Zieltermin. Für OB Frank Nopper (CDU) ist die Situation ein Affront gegenüber der Stadt und ihren Bürgerinnen und Bürgern.

Wie Nopper am Mittwoch mitteilte, habe die Deutsche Bahn der Stadtverwaltung überraschend von einer weiteren Verzögerung berichtet. Der Oberbürgermeister sprach von einer „Hiobsbotschaft", die die Stadt hart treffe und das Vertrauen in die Projektkommunikation erschüttere. Bereits in den vergangenen Jahren hatte Stuttgart immer wieder mit Terminverschiebungen beim Großprojekt leben müssen – doch die nun angekündigte Verschiebung auf unbestimmte Zeit setzt der Geduld vieler Verantwortlicher und Bürger offenbar eine klare Grenze.

Kritik aus Stadt und Land: Zweifel an Glaubwürdigkeit der Bahn

Nopper steht mit seiner Kritik nicht allein. Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) reagierte scharf auf die jüngsten Entwicklungen und sprach von einer „fatalen Nachricht" für Fahrgäste und Region. Besonders empörend sei für ihn, dass die Bahn noch vor wenigen Wochen den Termin 2026 bestätigt habe – Zusagen, die sich nun als „windig oder falsch" herausstellten.

Die Bahn verteidigt sich damit, sie habe bereits im September auf bestehende Terminrisiken hingewiesen. Laut Konzern seien diese Risiken mittlerweile so gravierend, dass sie neu bewertet werden müssten. Eine endgültige Aussage wolle man jedoch erst nach Beratungen im Aufsichtsrat treffen.

Technische Probleme als Auslöser – und ein zentraler Projektpartner im Fokus

Laut Recherchen des Spiegel hängt die Verzögerung mit Schwierigkeiten beim sogenannten Digitalen Knoten Stuttgart zusammen. Dieser soll die Leit- und Sicherungstechnik im Großraum Stuttgart modernisieren – ein technologisches Kernstück der neuen Bahnstruktur.

Offenbar bereitet dabei die Technik des japanischen Partners Hitachi erhebliche Probleme, insbesondere bei Zulassung und Freigabe zentraler Systeme. Die neue Bahnchefin Evelyn Palla, erst seit Oktober im Amt, habe daher nun die Reißleine gezogen.

Historisch langes Projekt – und erneut kein Termin in Sicht

Stuttgart 21 wird seit Jahrzehnten geplant; ursprünglich sollte der neue Bahnhof bereits 2019 in Betrieb gehen. Nach mehreren Verschiebungen hatte die Bahn zuletzt angekündigt, ab Dezember 2026 zumindest Fernverkehr und Teile des Regionalverkehrs in den neuen Tiefbahnhof zu verlagern. Dieser Plan ist nun hinfällig.

Nopper fordert Sondersitzung: „Transparenz statt substanzlose Termine"

Gemeinsam mit Verkehrsminister Hermann fordert OB Nopper nun eine sofortige Sondersitzung des Lenkungskreises. Ziel sei, endlich vollständige und belastbare Informationen zu erhalten. Für die Stadt Stuttgart ist dies entscheidend – der Umbau prägt seit Jahren Verkehrsführung, Stadtentwicklung und öffentliche Diskussionen.

Nopper macht deutlich: Die Stadt will keine weiteren Terminzusagen, die sich später als haltlos herausstellen. Es gehe um Ehrlichkeit gegenüber der Bevölkerung und um ein Mindestmaß an Planbarkeit für Verwaltung und Region.

Politische Kritik wächst

Auch auf Landesebene wird der Unmut lauter. Grünen-Politiker Cem Özdemir bezeichnete die erneute Verzögerung als „Hohn" und sprach von einem „Fass ohne Boden". Der hart ausgehandelte Kompromiss der Teilinbetriebnahme sei damit faktisch ausgehebelt.


Nachrichten aus Bundesland und Landeshauptstadt

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