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Berlin: Wolf Biermann spricht im Bundestag Klartext - LINKE "sind Rest der Drachenbrut" und "der elende Rest dessen, was überwunden ist"

Der DDR-Menschenrechtler und Regimekritiker Wolf Biermann hat bei seinem Auftritt im Deutschen Bundestag die LINKE mit deutlichen Worten kritisiert. Biermann war als Sänger zum 25. Jahrestag des Mauerfalls in den Bundestag geladen: "Ich bin Drachentöter und kann nicht mit großer Gebärde die Reste des Drachenbrut tapfer niederschlagen. Die sind geschlagen." sagte Biermann zu den Linken gerichtet. Den Hinweis von Bundestagspräsident Lammert, er sei zum Singen eingeladen, aber reden könne erst erst, wenn er als Abgeordneter in den Deutschen Bundestag gewählt werde, konterte Biermann so: "Aber natürlich hab ich mir in der DDR das Reden nicht abgewöhnt. Und das werd ich hier schon gar nicht tun." Die Linke folgte der Rede Biermanns mit meist versteinerter Miene. Der Rest des Parlaments applaudierte heftig. Hier die komplette Rede:

Biermann spielt auf seiner Gitarre zunächst gut 80 Sekunden ein spanisch anmutendes Gitarrenvorspiel, und wendet sich dann schmunzelnd an den Bundestagspräsidenten.


Biermann: "Herr Lammert, ich freue mich dass Sie mich hierher gelockt haben. Und ich ahne schon, weil ich Sie ja als Ironiker kenne, dass Sie hoffen, dass ich den Linken ein paar Ohrfeigen verpasse. Aber... das kann ich ja nicht liefern: Mein Beruf war doch Drachentöter."

Lammert: "Ich kann Ihnen auch, Herr Biermann, mit einem Hinweis auf unsere  Geschäftsordnung helfen...-" (Applaus) 

Biermann: "Wow"

Lammert: "Sobald Sie für den Deutschen  Bundestag kandidieren und gewählt werden, dürfen Sie hier auch reden. Heute sind Sie zum Singen eingeladen."

Biermann: "Ja, aber natürlich hab ich mir in der DDR das Reden nicht abgewöhnt. Und das werde ich hier schon gar nicht tun. (Großer Beifall)  Ein Drachentöter kann nicht mit großer Gebärde die Reste des Drachenbrut tapfer niederschlagen. Die sind geschlagen." (Applaus)

Biermann:(wendet sich zur Fraktion der LINKEN) "Und es ist für mich Strafe genug, dass Sie hier sitzen müssen, dass Sie das anhören müssen. Und so neu bin ich nicht in der Welt -" (Zwischenruf von der LINKEN)  

Biermann: "Wollen, Ihr wollt immer, das weiß ich ja, aber Ihr könnt nicht." (Lachen, Applaus).

Biermann: "Aber so neu bin ich ja nicht in der Welt, einige Gesichter kenn ich ja, jeder einzelne ist ein Roman. Das muss mir keiner breitartig erklären.... Sehr kompliziert, aber als Gruppe die Ihr ja auch seid, seit Ihr eben aus meiner Sicht keine Linken -" (Zwischenruf von den LINKEN, man sei schließlich gewählt)

Biermann: "Gewählt...im Deutschen Bundestag...kann man doch nicht erzählen, dass * ne Wahl ein Gottesurteil ist .. wenn man die deutsche Geschichte kennt .. *  zu clever... gefährlich -" (Zwischenruf von den LINKEN).

Biermann: "- weiß ich doch. Eure Sprüche die habt ihr drauf. Ich weiß, ich habe meine auch drauf. Ihr müsst * mir gar nichts erzählen.* Also, Ihr seid dazu verurteilt, das hier zu ertragen.
Ich gönne es Euch. Und  ich weiß ja,  dass die, die sich Linke nennen, nicht links sind, auch nicht rechts, sondern reaktionär. Dass diejenigen, die hier sitzen, der elende Rest dessen sind, was zum Glück überwunden ist."

Biermann: "Und ich freue mich, dass ich hier ein Lied singen kann, die Ermutigung -" (Zwischenruf von den LINKEN)

Biermann: "- Natürlich, Ihr wollt lieber zersungen werden. Ich habe Euch zersungen mit den Liedern, als Ihr noch an der Macht ward.  Ihr seid -" (Applaus)

Biermann: "Dieses Lied, das Herr Lammert gerne hören möchte, und das ich auch gerne singe - Ermutigung -, das sei bei dieser Gelegenheit angemerkt, war bei denen [mit dabei], die Widerspruch anmeldeten, in verschiedenen Graden:

Manche sehr feige. Manche sehr mutig. Manche zu mutig. [Das Lied] war wie so´n Stück Seelenbrot, das sie gegegessen haben. Dieses Lied "Ermutigung".

Und ich weiss, dass manche, die im Gefängnis saßen, wie mein Freund, der Pastor Matthias Storch und seine Frau Tine, mit diesem Lied in der Zelle überlebt haben.

Und ich finde es wunderbar, dass dieses Lied aus den Gefängnissen der DDR  heute im Parlament der deutschen Demokratie gesungen werden kann. Ist das nicht toll?"  (Lied beginnt, Großer Beifall).
Videos:

Wolf Biermann mit seinem Lied "Ermutigung" auf Youtube ->   sehen Sie hier!  (Aufzeichnung aus dem Jahr 1989)

Wolf Biermanns Lied nebst Rede im Bundestag am 08.11.2014 ->  sehen Sie hier(Aufzeichnung von Phoenix; Biermanns Rede beginnt ab Minute 1:40)

Hintergrund:

Biermann war in der "DDR" als Liedermachen und Regimekritiker starken Repressalien ausgesetzt.

Die kommunistische "Deutsche Demokratische Republik" wurde von der SED, der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands und dem obersten Entscheidungszirkel, dem Politbüro, mit den langjährigen Staatsratsvorsitzenden Walter Ulbricht und Erich Honecker diktatorisch beherrscht.

Nach dem Zusammenbruch der DDR nannte sich die kommunistische Unrechtspartei SED zunächst in PDS um -  Partei des Demokratischen Sozialismus, und verschmolz schließlich mit der westdeutschen WASG zur Partei der LINKEN.

Aus dieser Historie heraus sind die Worte von Wolf Biermann daher zu verstehen, der in den LINKEN "den kläglichen Rest" der früheren, herrschenden Partei der "DDR", der SED, sieht.

Biermann zog 1953 aus der westdeutschen Bundesrepublik in die ostdeutsche DDR, und war in den Folgejahren als Lyriker und Liedermacher tätig.

In seinen Liedern und seiner Lyrik kritisierte Biermann das DDR-Unrechtsregime, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Die DDR verhängte schließlich1965 ein Auftritts- und Publikationsverbot gegen den unbequemen Regimekritiker. 

Nachdem Biermann 1976 ein Gast-Konzert in der Bundesrepublik gegeben hatte, verweigerte ihm die DDR die Wiedereinreise.

Wolf Biermann wurde ein Jahr später, 1977, aus der DDR ausgebürgert.

Nach Öffnung der Stasi-Akten stellte sich heraus, dass Biermanns westdeutscher Konzert-Manager und Freund ebenfalls für die Stasi, für die ostdeutsche Staatssicherheit, als Stasi-Spitzel gearbeitet hat.

Am 07.11.2014 schrieb Wolfgang Biermann mit seiner "Drachenbrut-Rede" im Deutschen Bundestag Geschichte.


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