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Reutlingen

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Faul und undankbar? - Generation Z im Fokus von Neujahrsempfang der Wirtschaft

Die Generation Z, das sind die Geburtsjahrgänge von 1995 bis 2010. Längst sie in der Ausbildung oder gar in der Arbeitswelt angekommen. Und dort sehen sie sich mit einer Menge von Vorurteilen konfrontiert. Sie seien faul, arbeitsscheu und undankbar, daddelten den ganzen Tag am Handy herum und interessierten sich nur für die Work Life Balance. Die Handwerkskammer und die IHK Reutlingen hat sich am Montagabend ganz der Generation Z gewidmet und dazu den führenden Experten eingeladen: den Bestseller-Autor Felix Behm.

Felix Behm war Personaler in einem Krankenhaus, als er feststellte: Es kamen für Ausbildungsplätze keine Bewerbungen. Keine einzelne. Also fing er an, sich mit der Generation Z zu beschäftigen. Und stellte fest: Die tickt ganz anders.

Felix Behm: "Ich hatte heute Mittag erst wieder ein Gespräch mit einem der größten Lebensmittel-Discounter in Deutschland, und die sagen auch: Ja, je älter vor allem bei uns die Filialleiter sind, desto schwieriger tun sie sich, damit sich zu beschäftigen, auf den Kanälen wie beispielsweise Social Media aktiv zu sein und damit auch präsent und sichtbar, um junge Leute anzulocken."

Die Generation Z ist vernetzt. Sie liest keine Zeitung, sie hat dafür Instagram. Sie schaut kein Fernsehen, sie hat YouTube, Netflix und Tik Tok, sie hört kein Radio, sie hat dafür Spotify. Gerade für ältere Generationen ist es daher schwierig, die jungen Menschen noch zu erreichen.

Handwerkspräsident Alexander Wälde sagte, das Handwerk habe die Zeichen der Zeit längst erkannt und sich umgestellt. "Heute machst du nicht mehr, ich sage mal, Printmedien, Zeitung, sondern ich denke, heute ist Instagram", so Wälde. "Wenn du in Instagram gut bist als Firma und da vielleicht auch ein Bewerbungsportal reinstellst, die wollen sich digital bewerben, die möchten Praktikums machen, das ist alles denke ich mir ein bisschen anders als früher, früher hat man gesagt: Oh, guck mal, in der Zeitung hast du eine Werbung gesehen vom Handwerksbetrieb?"

Aber es geht nicht nur darum, neue Bewerber zu finden, sondern die auch zu halten. Jeder zweite der Generation Z ist lieber arbeitslos, als im Job unglücklich. Da die jungen Menschen vor allem von Social Media geprägt sind, ist ihnen Wertschätzung und Anerkennung besonders wichtig. Sie wollen auch im Beruf Likes sammeln. Und sie wollen Arbeit, die wirklich Sinn stiftet.

Felix Behm: "Auch wenn wir über Arbeitszeitmodelle oder über Arbeitsmodelle insgesamt sprechen, dann sehen wir zum Beispiel, dass viele auch in Deutschland jetzt schon Großunternehmen mehr in projektorientierte Arbeiten gehen, dass Mitarbeiter anders eingesetzt werden, dass man sich vorbereitet auf das, was KI zukünftig also auch erledigen kann und vielleicht auch stärkenorientiert geführt wird."

Die gesamte Arbeitswelt ist im Umbruch. Nicht nur, aber auch wegen der Digitalisierung. Und gerade auf diesem Gebiet können ältere Generationen noch viel von der Generation Z lernen. Felix Behm: "Ja, die Generation Z bringt Dinge mit wie zum Beispiel eben diese Affinität der Technologie, junge Menschen leben heute eigentlich in zwei Welten, also sie können unglaublich schnell switchen zwischen der virtuellen, zwischen der realen Welt, die sind damit aufgewachsen, die kennen das gar nicht anders."

Im Anschluss an den Vortrag von Felix Behm folgte eine Podiumsdiskussion, in der auch Vertreter der Generation Z selbst zu Wort kamen. Die jungen Erwachsenen präsentierten sich hier als motivierte Auszubildende – weit weg vom Vorurteil der Faulheit und Arbeitsscheue.

Für Handwerkspräsident Wälde ist die Generation Z die Zukunft. "Dass wir einfach auch ein bisschen toleranter zu denen sind und nicht nur die Vorurteile, wie ich vorhin gesagt habe, wo man sagt, die sind faul, die sind nur am Handy, die wollen nur Urlaub, sondern die Generation wird uns noch zeigen, dass es anders ist, dass es anders geht, aber trotzdem auch diese geschimpfte, wie wir es gerade gesagt haben Work Life Balance, dass sie das uns erklären, wie es anders geht und besser geht."

Und auch IHK-Vizepräsident Johannes Schwörer, der den beruflich verhinderten Christian O. Erbe vertrat, sagte in seinem Schlusswort, er könne nach dem, was er von den jungen Leuten gehört hätte, optimistisch werden, weil dann könne man sagen: Es gehe doch weiter mit Deutschland, man sei noch lange nicht auf dem absteigenden Ast.


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