Rennatmosphäre beim Bergpreis: 100 historische Fahrzeuge am Start
Für Motorsport-Freunde und Oldtimer-Fans war am Sonntag ein kleiner Ausflug nach Neuffen ein Muss. Denn dort gingen rund 100 historische Rennautos beim Bergpreis an den Start. Zu gewinnen gab es aber nichts. Anders als bei den Bergrennen der 1960er bis 80er Jahre, an die das Retro-Motorsport-Event erinnerte. Doch wie damals durften die Rennwagen die Neuffener Steige befahren. Wenn auch in festgelegter Reihenfolge hinter einem Pacecar her.
Rennatmosphäre am Sonntag in Neuffen. Zahlreiche Zuschauer standen entlang der Hauptstraße in der historischen Altstadt und bestaunten die Autos, die hier an den Start gingen. Hundert Wagen waren es insgesamt, die hier in drei Läufen präsentiert wurden. An der Teilnahme interessiert waren noch viel mehr Besitzer und Fahrer. Doch sie mussten durch strenge Aufnahmekriterien.
"Wir versuchen, dass wir authentische Fahrzeuge finden oder die sind auch schon da", sagte StephanAllgöwer von der IG Bergpreis Schwäbische Alb, "gerade wie der Ford auch im Hintergrund, der ist damals neu abgeholt worden vom Fordhändler vor 50 Jahren, das Auto ist letztes Jahr 50 Jahre alt geworden, der Herr Rottweiler hat dann sofort das Auto zu Hause auseinandergeschraubt und einen Rennwagen daraus gemacht und seither ist dieses Auto ein Rennwagen, und der ist alle Neuffener Bergrennen von damals, also bis es dann abgesetzt worden ist, das Rennen, ist das Auto alle Rennen gefahren, und nach solchen Fahrzeugen suchen wir, also Fahrzeuge authentisch mit Historie und die auch gesteuert werden von Zeitzeugen und Menschen, die das vielleicht auch noch miterlebt haben", so Allgöwer weiter.
Bis 1983 fanden auf der Neuffener Steige Rennen statt; die jüngsten Autos stammen also aus den achtziger Jahren. Aber auch ganz alte Modelle waren am Sonntag zu bestaunen. In einem neuen Fahrerlager, dem Fahrerlager 4, standen Vorkriegsmodelle, die bestimmt nie zuvor auf der Neuffener Steige unterwegs waren, die aber Seltenheitswert haben.
Marlus Krauser, Restaurator und Fahrer: "Das ist ein BNC, Typ 527, Baujahr 1929, die Firma BNC hat 800 Autos gebaut von 1923 – 1929, und es gibt vielleicht noch 30 von diesem Typ weltweit, also sie haben hauptsächlich Limousinen auch mit gebaut und ein paar Sportwagen, und wir haben zwei BNCs heute hier, also sehr seltene Autos auf jeden Fall, die Firma BNC bedeutet Bollack, Netter & Cie, ist 1929 in der Weltwirtschaftskrise zugrunde gegangen."
Vorne weg aber im BMW-Cabrio Bürgermeister Matthias Bäcker. Er gab das Tempo vor; ihm mussten alle anderen Autos folgen. In vernünftiger, aber doch flotter Geschwindigkeit, hieß es. Warum er selber beim Bergpreis die Führungsrolle übernimmt? Matthias Bäcker: "Weil es einfach Spaß macht, das Pacecar zu fahren. Das mache ich sehr gerne, ich bin ein Autofan, bin auch ein Rennauto-Fan, und deshalb fahre ich gerne als Pacecar die Strecke hoch und gucke, dass das Tempo richtig vorgegeben wird."
Eine wichtige Institution, eine Tradition für Neuffen sei der Bergpreis, sagt Bürgermeister Matthias Bäcker. Er sei froh, diese Tradition wieder aufleben lassen zu können. Die Vorfreude habe bei ihm und bei vielen Neuffenern schon früh begonnen.
"Die Spannung in Neuffen ist schon seit 14 Tagen so hoch gehalten. Und heute morgen, als ich aufgestanden bin, hab die ersten Autos gehört und auch gerochen, und dann war klar: Heute wird es wieder ein Super-Event. Und wir in Neuffen freuen uns natürlich darauf, dass der Bergpreis auch wieder stattfindet, dass wir heute auch wieder die Strecke hochfahren können", so Matthias Bäcker.
Doch nicht nur Rennautos fuhren die Steige hoch, sondern auch Oldtimer-Busse. Sie transportierten Passagiere, die die Strecke so in aller Ruhe befahren und besichtigen konnte – wie in diesem Bus, die die Firma Danner IT für ihre Kunden gemietet hatte. Das Unternehmen hatte in der Vergangenheit des öfteren Ausflüge für die Kunden organisiert, doch durch Corona war das eingeschlafen.
Stephan Allgöwer von Danner IT: "Jetzt, nachdem ich da beim Bergpreis in Neuffen mitorganisiere, wir letztes Jahr schon Oldtimer-Fahrten hatten für unsere Sponsoren, habe ich gedacht, warum sollen wir das nicht für die Kunden von Danner anbieten, und wir haben das gemacht und ausgeschrieben, der Bus war ratzfatz ausgebucht, und ich glaube, wir haben sehr viele Leute gehabt, die echt Interesse daran gehabt haben und die das genossen haben."
Bis auf die Albhochfläche fuhr der Bus, während innen drin Zeitzeugen von den früheren Neuffener Bergrennen berichteten. Nach der Fahrt zeigten sich die Passagiere begeistert.In Neuffen angekommen hatten sie dann zwei Stunden Zeit, bevor es nach Reutlingen zurückging. Zeit genug, sich beispielsweise in den Fahrerlagern umzusehen. Hier konnten die Besucher nicht nur einen Blick auf die hundert historischen Autos werfen, sondern sie auch hautnahe erleben und mit den Besitzern und Fahrern ins Gespräch kommen.
Rennautos mitten im Ort, ein Event, das sich über die gesamte Altstadt ausgebreitet hat – und noch darüber hinaus. Eine Veranstaltung, die zahlreiche Besucher aus Nah und Fern anlockt. Für den Moderator, Motorsport-Experten und Boxenstop-Besitzer Rainer Klink, passt der Bergpreis, wie er heutzutage stattfindet, in die heutige Zeit.
"Ich muss schon sagen, für heute, 2024, finde ich diese Art von Veranstaltung genau passend. Ich würde dem Veranstalter nicht sagen geht drauf los, dass ihr wieder Rennen machen dürft, Rennen ist eine völlig andere Kategorie, beim Rennen sind die Leute hier nicht im Ort, und davon lebt ja auch der Ort, und eigentlich das Level, was man heute erreicht hat, das sollte man beibehalten", sagte Rainer Klink.
Das sehen auch die Veranstalter so. Sie wollen den Bergpreis in seiner heutigen Form auch in Zukunft beibehalten: Nicht als Rennen, sondern als Fahrt die Neuffener Steige hoch. "Das wird so bleiben, wir hoffen, dass wir die Genehmigung zur Steige hochfahren immer wieder kriegen, da muss man sich auch ein bisschen anstrengen dafür, die Auflagen erfüllen, nicht auffallen, auch keine Unfälle und solche Sachen, und wenn das so ist und sein wird, werden wir künftig jedes Jahr die Strecke hochfahren", so Allgöwer.
Einen ausführlicheren Bericht über den Bergpreis sehen Sie demnächst bei uns in unserer Reihe „Vor Ort".