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Städte im Hitze-Check - Zu viel Grau, zu wenig Grün

Der Großteil der Städte in Deutschland schützt die Menschen nicht ausreichend vor hohen Temperaturen: Sie sind stark versiegelt und bieten zu wenig kühlendes Grün. Tübingen schneidet im "Hitze-Check" der Deutschen Umwelthilfe gut ab.

Der "Hitze-Check" betrachtet 190 deutsche Städte mit mehr als 50.000 Einwohnerinnen und Einwohnern. Es geht um Flächenversiegelung und Grünausstattung in den Städten, basierend auf neuen Daten der Potsdamer Luftbild Umwelt Planung GmbH im Auftrag der Deutschen Umwelthilfe (DUH). Insgesamt erhalten 24 Städte eine Rote Karte, 82 eine Gelbe Karte und 84 eine Grüne Karte.

Tübingen schneidet im bundesweiten Vergleich gut ab. Rund 42 Prozent der Siedlungs- und Verkehrsfläche sind hier versiegelt, also asphaltiert oder anderweitig bebaut. Deutlich weniger als in Ludwigshafen, das im "Hitze-Check" am schlechtesten abgeschnitten hat. Hier sind knapp 58 Prozent versiegelt. Reutlingen liegt bei 48 Prozent versiegelter Fläche.

Besonders schlecht schneiden neben Ludwigshafen die Städte Heilbronn, Regensburg, Worms, Mainz, Ludwigsburg und Ingolstadt ab – sie sind besonders stark versiegelt und haben sehr wenig sogenanntes Grünvolumen. Unter den Städten mit Grüner Karte, also vergleichsweise wenig Versiegelung und hohem Grünvolumen, schneiden Detmold, Ratingen, Potsdam und Jena am besten ab. Städte wie Sindelfingen oder Kaiserslautern sind zwar extrem stark versiegelt, haben aber viel Grünvolumen. Solche Städte erhalten eine Gelbe Karte. Städte wie Pulheim und Wilhelmshaven, die eine vergleichswiese geringe Versiegelung aufweisen, aber gleichzeitig sehr wenig Grünvolumen besitzen, bekommen ebenfalls eine Gelbe Karte.

Dazu Barbara Metz, Bundesgeschäftsführerin der DUH: „Wir fordern von der Bundesregierung ein rechtlich verbindliches Ziel, die Flächenversiegelung in Deutschland bis spätestens 2035 zu stoppen. In Zeiten der Klimakrise brauchen unsere Städte unversiegelte Böden zur Versickerung von Wasser und Grünflächen zur Kühlung. Grün ist aber nicht gleich Grün. Der Rollrasen kann mit dem alten Baumbestand nicht mithalten, deshalb ist nicht nur entscheidend, dass Versiegelung gestoppt und dort, wo es geht, zurückgebaut wird, sondern dass vor allem neben Rasenflächen auch Bäume, Büsche und Wiesen in unseren Städten zu finden sind. Der anhaltende Trend zu mehr Beton und weniger Grün ist alarmierend. Statt zu lebenswerten Orten der Erholung entwickeln sich unsere Städte in Hitze-Höllen. Die Bundesregierung muss jetzt wirksame Maßnahmen ergreifen, wie zum Beispiel bundesweite Standards für die Begrünung von Schulhöfen vorzuschreiben. Wir fordern verbindliche Grünanteile auf kommunaler Ebene und Umbau statt Neubau."

Aktuell werden in Deutschland täglich über 50 Hektar Fläche für Siedlungen und Verkehr versiegelt, dies entspricht pro Jahr einer Fläche der Stadt Hannover. Das stellt in Zeiten der Klimakrise ein enormes Gesundheitsrisiko dar. Besonders folgenreich ist der Verlust großer Bäume. Gerade sie sorgen in der Stadt für einen hohen Kühleffekt. Baumlose Grünflächen haben einen etwa zwei- bis viermal geringeren Kühleffekt als baumbestandene Flächen.

Frank Winkler, Stellvertretender Leiter der vdek-Landesvertretung für das GKV-Bündnis für Gesundheit Baden-Württemberg: „Gesundheit ist untrennbar mit den klimatischen Umweltbedingungen verbunden. Menschen brauchen Erholungsorte in ihrem engsten Lebensumfeld. Dazu braucht es in unseren Städten mehr Platz für Grünflächen, die für ein gutes Klima und saubere Luft sorgen. Das zeigen wir beispielhaft in unserem gemeinsamen Projekt ‚Gesund unterwegs im Stadtquartier' mit der Deutschen Umwelthilfe. In den Modellstädten Mannheim und Singen gestalten wir vier Schulhöfe und die umgebenden Stadtviertel gesundheitsförderlich. Die Beteiligung betroffener Zielgruppen, in diesem Fall von Kindern und Jugendlichen, steht dabei im Fokus. Entsprechend des WHO-Ansatzes ‚Health in all policies, Whole of society und Whole of goverment' betrachten wir Gesundheitsförderung als eine politikfeldübergreifende und gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die uns alle angeht."

Zentrales Problem bei der Umsetzung notwendiger Maßnahmen ist die uneinheitliche Datenerhebung durch die Bundesländer. Dazu Sascha Gey, Data Analyst von Luftbild Umwelt Planung: „Satellitendaten bieten eine zugängliche, vergleichbare und kosteneffiziente Möglichkeit flächendeckende Analysen zu zahlreichen Fragestellungen durchzuführen. Von der Bilanzierung von Versiegelung und Stadtgrün, über die Messung von Oberflächentemperaturen bis hin zum zeitlichen Monitoring von Veränderungen. Sie sind ein immer wichtiger werdendes Planungswerkzeug für Städte und Kommunen bei der Klimaanpassung und Stadtplanung - damit Maßnahmen dort getroffen werden, wo Sie am meisten bewirken."

Zur Methode des Hitze-Checks:

Bei der Flächenversiegelung ist die Bewertungsgrundlage der deutschlandweit durchschnittliche Anteil der Versiegelung an der Siedlungs- und Verkehrsfläche in Höhe von 45 Prozent. Zu Siedlungs- und Verkehrsflächen zählen Wohnhäuser, Straßen, genauso wie Parks oder auch Friedhöfe. Eine Rote Karte erhält, wer mit mehr als 50 Prozent einen deutlich überdurchschnittlich hohen Anteil versiegelte Fläche hat. Eine Gelbe Karte erhält, wer 45 bis 50 Prozent versiegelte Fläche aufweist und eine Grüne Karte, wer mit 45 Prozent unter dem deutschlandweiten Durchschnitt liegt.

Das Grünvolumen betrachtet Grünflächen mit klimaregulierendem Effekt und wird in Kubikmeter pro Quadratmeter angegeben. Ein durchschnittlich hoher Laubbaum hat ein Grünvolumen von etwa 3.400 Kubikmeter.

Für die Gesamtbewertung wurden die Flächenversiegelung und das Grünvolumen kombiniert betrachtet, wobei die Flächenversiegelung stärker gewichtet wird.


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