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Syrien

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USA: Vergeltungsangriff auf syrische Chemiewaffenfabriken hat begonnen. Ausführlicher Bericht.

Die USA haben in der Nacht zum Samstag mit militärischen Angriffen auf Ziele in Syrien begonnen. Das melden unter anderem der amerikanische TV-Sender CNN und die israelische Zeitung Haaretz. US-Präsident Trump gab wenig später vor laufenden Kameras bekannt, dass mit Präzisionsschlägen syrische Chemiewaffenfabriken angegriffen würden. Im ersten Weltkrieg seien über eine Million Menschen Opfer von Chemiewaffen geworden, sagte Trump. das dürfe sich nie wieder wiederholen.

"Vor kurzem habe die die US-Streitkräfte angewiesen, Präzisionsschläge auf Ziele zu starten, die mit chemischen Waffen des syrischen Diktators Bashar Assad in Verbindung stehen", sagte US-Präsident Trump in einer TV-Ansprache vor laufenden Kameras: "Jetzt ist eine kombinierte Operation mit den Streitkräften von Frankreich und Großbritannien am Laufen. Wir danken beiden."

Die drei Länder hätten ihre rechtschaffene Macht gegen Barbarei und Brutalität eingesetzt. Im ersten Weltkrieg, sagte Trump, seien über eine Million Menschen Opfer von Chemiewaffen geworden. Das dürfe sich nie mehr wiederholen. Trump sagte Aljazeera zufolge, diese Antworten würden solange andauern, bis Syrien den Einsatz von Chemischen Waffen beende. Medienberichten zufolge gibt es Angriffe auf die Städte Damaskus und Homs.

An den Angriffen seien Schiffe und Flugzeuge beteiligt, meldet CNN unter Berufung auf US-Offizielle. Neben US-amerikanischen B1-Bombern war demzufolge auch drei Kriegsschiffe der US-Marine am Einsatz beteiligt. Eines der Schiffe ist demnach im Roten Meer stationiert.

CNN zufolge hat US-Vizepräsident Mike Pence, der sich derzeit in Lima aufhält,  Minuten vor der Ansprache des US-Präsidenten führende Kongress-Mitglieder telefonisch über den Angriff informiert. Das syrische Staatsfernsehen habe berichtet, dass die syrische Luftabwehr auf die Angriffe reagiere. 

US-Verteidigungsminister James Mattis sagte in einer Pressekonferenz: "Wir haben ein klares Signal gesetzt!",Mattis betonte, man habe große Anstrengungen unternommen, um zivile Opfer bei den Angriffen zu vermeiden.

Der Lufschlag war Medienberichten vom darauffolgenden Samstag zufolge knapp doppelt so umfangreich, wie der US-Luftangriff im vergangenen Jahr. Im April 2017  hatten die USA einen Luftschlag gegen einen syrischen Luftwaffenstützpunkt ausgeführt.

US-General Dunford  zufolge habe es -zu Anfang des Angriffs syrische Boden-Luft-Aktivitäten gegeben, man habe aber alle Ziele, die dem US-Central Command aufgegeben worden waren, erreicht. Das berichtet der DailyTelegraph am Samstag. Man habe bei der Auswahl der Ziele darauf geachtet, dass russische Kräfte nicht in Mitleidenschft gezogen werden.

Die Britische Premierministerin Theresa May sagte der Jerusalem Post zufolge, sie habe die Britischen Streitkräfte autorisiert, "koordinierte und zielgerichtete Schläge auszuführen, um die Chemiewaffenfähigkeiten des syrischen Regimes zu verringern. Ziel der Angriffe sei allerdings, so May, weder ein Regimewechsel noch das Eingreifen in den syrischen Bürgerkrieg.

Zuvor hatten die USA mitgeteilt, dass Proben aus Syrien eindeutig den Einsatz chemischer Waffen belegt hätten. In der früheren Rebellen-Hochburg Douma waren mehrere Dutzend Menschen, darunter Kinder, bei einem Giftgas-Angriff getötet worden. Die USA machen das syrische Regime für die Giftgas-Angriffe verantwortlich.

Russland hatte die USA zwar vor einem Militärschlag gewarnt, aber Ende der Woche vorsorglich seine Kriegsschiffe aus einem syrischen Hafen auslaufen lassen und in Sicherheit gebracht.

 


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Der irakische Außenminister Ibrahim al-Jaafari hatte zuvor vor einem Raketenangriff auf die syrische Hauptstadt Damaskus gewarnt, der Frauen und Kinder in Syrien in Angst versetze, meldet das irakische Nachrichtenportal Rudaw.net. Der syrische UN-Botschafter Bashar Jaafari hat dem UN-Sicherheitsrat am Freitag angekündigt, dass sich sein Land gegen Angriffe der USA, Großbritannien und Frankreich verteidigen werden: "Das ist keine Drohung, sondern ein Versprechen", zitiert Rudaw den syrischen UN-Botschafter.

Auf nächtlichen Fotos aus der syrischen Hauptstadt Damaskus sind denn neben Rauchwolken auch weiß und rötlich gefärbte Spuren von Luftabwehrfeuer zu sehen, die sich horizontal bis etwa im 45 Grad-Winkel über den nächtlichen Himmel ziehen. Man habe 13 der angreifenden Raketen abgefangen, meldet das syrische Staatsfernsehen. Inwieweit diese Meldung  bloße Propaganda ist oder den Tatsachen entspricht, lässt sich derzeit noch nicht absehen. Die Pressekonferenz des Pentagon zu den Angriffen, bei der gewöhnlich auch Zahlen und Fakten zu den Angriffen genannt werden, steht noch aus.

Die amerikanischen Offiziellen hatten im Vorfeld der Angriffe mit Spannung erwartet, wie sich Russland während der Angriffe verhalten würde - vor allem, ob es seine hochmodernen russischen Flugabwehrsysteme -  die seit dem, Abschuss eines russischen Militärjets durch die Türkei  in Syrien stationiert sind - zugunsten des Assad-Regimes einsetzen werden.

Bislang deuten die Zeichen darauf hin, dass sich Russland einerseits zwar einer harten Rhetorik gegen die avisierten Angriffe der USA bedient, andererseits aber versucht, sich aus dem amerikanisch-syrischen Konflikt herauszuhalten. So hatte Russland Ende der Woche seine Kriegsschiffe aus einem syrischen Hafen auslaufen lassen - wohl, um diese vor den angekündigten US-Angriffen in Sicherheit zu bringen.

Zuvor hatten sich der russische Außenminister Lawrow und US-Präsident Trumpp einen öffentlichen Schlagabtausch geliefert: Russland hatte vor einem Angriff auf Syrien gewarnt und damit gedroht, seine Waffen gegen US-amerikanische Raketen und auch gegen deren Abschuss-Vorrichtungen inzusetzen. Trump hatte daraufhin getwittert, Russland solle die amerikanischen Raketen auf alle Fälle erwarten: "Mach dich bereit, Russland, denn sie werden kommen, nett, neu und smart!"

Während des nächtlichen Angriffs sagten US-Offizielle gegenüber CNN sinngemäß, der jetzt erfolgte Angriff sei erst der Anfang. Man habe einen flexiblen Plan, um je nach Bedarf weitere Angriffe nachzuschieben.

Offenbar sollen die Fähigkeiten des syrischen Regimes, Chemiewaffen herzustellen, zu lagern und einzusetzen, nachhaltig geschwächt werden. Das geht aus der nächtlichen TV-Ansprache von US-Präsident Trump hervor.

Das syrische Regime unter Machthaber Assad war bereits vor einigen Jahren des Einsatzes von Chemiewaffen überführt worden. Damals hatte das syrische Regime den Besitz von Chemiewaffen eingeräumt und - nach einem Ultimatum - zugestimmt, alle vorhandenen Chemiewaffen auszuliefern und von der internationalen Gemeinschaft entsorgen zu lassen. Deutschland hatte sich damals an der Unschädlichmachung der syrischen Chemiewaffenbestände beteiligt.

Der erneute Einsatz von Chemiewaffen legt nahe, dass das syrische Regime damals nicht alle Chemiewaffenbestände an die internationale Gemeinschaft übergeben hat - oder seither neue Chemiewaffen produziert hat. Die Aussage der USA, es würden gezielt syrische Chemiewaffenfabriken angegriffen, sprechen dafür.

Denkbar wäre auch, dass die kürzlich von Syrien eingesetzten Chemiewaffen aus den Beständen des früheren irakischen Regimes unter dem damaligen Diktator Saddam Hussein stammen. Als Lieferanten oder Produzenten kommen auch Nordkorea oder der Iran in Frage. Mit beiden Ländern unterhält das syrische Assad-Regime enge Beziehungen. Der Iran ist zudem - auch mit seinen Revolutionsgarden massiv militärisch in Syrien präsent und unterstützt den syrischen Machthaber Assad im Kampf gegen demokratische als auch gegen islamistische Rebellen.

Zugleich spielt sich in Syrien und den benachbarten Ländern ein Stellvertreterkrieg zwischen zwei islamischen Glaubensrichtungen ab: Das Ziel des schiitischen Iran ist es, über Irak,Syrien und Libanon einen Landkorridor zum Mittelmeer unter seine Kontrolle zu bringen. Das sunnitische Saudi-Arabien will das verhindern.

Der syrische Machthaber Assad - ein Alawit - stützt sich wiederum auf die alawitische Bevölkerungsteile in Syrien und vertritt die Interessen der Alawiten. Assad ist aus Gründen des Machterhalts aber ein Zweckbündnis mit Russland, dem schiitischen Iran und der vom Iran unterstützen, finanzierten und ausgebildeten libanesichen Terror-Organisation Hisbollah eingegangen.

Stand: 14.04.2018 - 15:46


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