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Motiv Geldgier

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Tatverdächtiger für Anschlag auf Borussia Dortmund in Tübingen festgenommen

Nach dem Bombenanschlag auf den Mannschaftsbus des Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund ist ein Tatverdächtiger im Raum Tübingen festgenommen worden. Das hat die Bundesanwaltschaft bestätigt. Der Mann wurde von der Spezialeinheit GSG9 gefasst. Der gebürtige Russe wollte demnach mit BVB-Aktien Geld verdienen und dafür die Mannschaft töten. Somit war wohl Gier das Tatmotiv des Anschlags vor dem Championsleague-Spiel gegen Monaco, kein extremistischer Hintergrund.

Die Bundesanwaltschaft hat heute, Freitag Morgen, den 28- jährigen Deutschrussen Sergej W. von der Spezialeinheit GSG 9 im Raum Tübingen vorläufig festnehmen lassen. Offenbar war die Festnahme in Rottenburg, der Mann kommt aus Freudenstadt und war auf dem Weg zur Arbeit in Tübingen. Der Beschuldigte steht in dem Verdacht, am 11. April 2017 den Anschlag auf den Mannschaftsbus des Fußballvereins Borussia Dortmund verübt zu haben. Ihm wird daher versuchter Mord, Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion sowie gefährliche Körperverletzung zur Last gelegt. Hinweise auf Komplizen habe man bislang nicht, so die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe.

Insgesamt sind an den Ermittlungen mehrere hundert Beamte des Bundeskriminalamtes sowie der nordrhein-westfälischen und der baden-württembergischen Polizei beteiligt.

Auf sinkenden BVB-Aktienkurs gewettet

Der Beschuldigte hatte im April 15.000 Verkaufsoptionen - sogenannte Put-Optionen - in Bezug auf die Aktie von Borussia Dortmund gekauft. Der Kauf der Optionen erfolgte über die IP-Adresse des BVB-Mannschaftshotels. Die Optionsscheine finanzierte Sergej. W über einen Verbraucherkredit.

Der Käufer von sogenannten Put-Optionen spekuliert auf fallende Kurse. Put-Optionen berechtigen ihren Inhaber, innerhalb eines bestimmten Zeitraums eine festgelegte Menge eines bestimmten Wertpapieres - in diesem Fall die Aktie von Borussia Dortmund - zu einem im Voraus festgelegten Preis zu verkaufen. Die Höhe des Gewinns hängt von der Höhe des Kursverlustes ab. Bei einem massiven Verfall der Aktie von Borussia Dortmund hätte hier der Gewinn nach vorläufigen Berechnungen ein Vielfaches des Einsatzes betragen. Mit einem erheblichen Kursverfall wäre zu rechnen gewesen, wenn in Folge des Anschlags Spieler schwer verletzt oder gar getötet worden wären.

Der Beschuldigte war laut Bundesanwaltschaft wie die Mannschaft von Borussia Dortmund Gast des Hotels L'Arrivée. Er hatte dort bereits am 9. April 2017 ein Zimmer im Dachgeschoss des Hotels mit Blick auf den späteren Anschlagsort bezogen.

Hotelzimmer mit Blick auf Busroute

Der Beschuldigte hatte bereits Mitte März ein Zimmer für den Zeitraum vom 9. bis 13. April 2017 sowie für den Zeitraum vom 16. bis 20. April 2017 gebucht. Die Termine umfassten beide Begegnungen der Champions League zwischen Borussia Dortmund und AS Monaco. Zum Zeitpunkt der Buchung stand allerdings noch nicht fest, an welchem der beiden Termine das Heimspiel in Dortmund stattfinden wird.

Die drei Sprengsätze waren demnach über eine Länge von 12 Metern in einer Hecke entlang der Fahrstrecke des Mannschaftsbusses angebracht. Die Sprengwirkung der Sprengsätze war auf den Bus ausgerichtet. Die Sprengsätze wurden den Ermittlern zufolge zeitlich optimal gezündet. Der vordere und der hintere Sprengsatz waren in Bodennähe platziert. Der Mittlere befand sich in einer Höhe von etwa einem Meter. Damit war er zu hoch angebracht, um seine Wirkung voll entfalten zu können. Die Sprengsätze waren mit Metallstiften bestückt. Die Metallstifte sind etwa 70 mm lang, haben einen Durchmesser von 6 mm und ein Gewicht von etwa 15 g. Ein Metallstift wurde noch in einer Entfernung von 250 Meter aufgefunden. Die Zündung erfolgte nach derzeitigem Erkenntnisstand für jeden Sprengsatz separat über eine funkausgelöste elektrische Schaltung. Zur Art des verwendeten Sprengstoffs liegen noch keine gesicherten Erkenntnisse vor.

Der Mannschaftsbus war mit Sicherheitsglas ausgestattet. Zum Anschlagszeitpunkt hatte er etwa eine Geschwindigkeit von etwa 23km/h. Der Bus wurde im vorderen und hinteren Bereich beschädigt. Unter anderem sind mehrere Fensterscheiben zerborsten. In der Kopfstütze des zweiten Sitzes in der hinteren Reihe wurde einer der in den Sprengsätzen verbauten Metallstifte aufgefunden. Ein Spieler und ein Polizist wurden verletzt.

Am Tatort wurden drei textgleiche Bekennerschreiben gefunden. Eines der Schreiben war an einem der in der Hecke eingelassenen Pfosten angebracht. Die beiden weiteren Schreiben waren in der Hecke platziert. An den Schreiben waren keine Finger- oder Griffspuren feststellbar. In den Schreiben wird ein radikal-islamistisches Motiv für den Anschlag behauptet. Die Bekennung wurde islamwissenschaftlich geprüft. Danach bestehen an einem radikal-islamistischen Ursprung erhebliche Zweifel.

Am 13. April 2017 ging beim Tagesspiegel und bei WELT/N24 ein rechtsextremistisches Bekennerschreiben ein. Das Schreiben weist Widersprüche und Ungereimtheiten auf. Es deutet derzeit nichts daraufhin, dass es vom Täter stammt.


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