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Kommunikationswissenschaftler warnt: Soziale Netzwerke gefährden Demokratie

Soziale Netzwerke "tragen zur Gefährdung der Demokratie bei", warnt der Kommunikationswissenschaftler Wolfgang Schweiger, Professor an der Universität Hohenheim. Der Grund: Soziale Medien hätten einen Anteil an der Erstarkung rassistischer und populistischer Kräfte. Denn viele Nutzer bewegten sich in einer Filterblase und kämen kaum mehr mit anderen Meinungen in Berührung. In einem neuen Buch zeigt er auf, was helfen kann.

Ob Fake News, ‚echte' oder ‚alternative Fakten': Im Internet bieten journalistische, alternative und soziale Medien eine wahre Flut von Informationen. Gleichzeitig ist weltweit ein Erstarken rassistischer und populistischer Bewegungen zu beobachten. Lässt sich hier ein Zusammenhang feststellen? Diese Frage untersucht Wolfgang Schweiger im Buch "Der (des)informierte Bürger im Netz" auf Grundlage des aktuellen Forschungsstands der Kommunikationswissenschaft und aktueller Praxisbeispiele.

„Der Aufstieg der sozialen Medien hat die öffentliche Meinungsbildung stark verändert", so der Autor. Denn die verstärkte Nutzung von Facebook, Google und Co. hat Folgen: Viele Nutzer bewegen sich in einer Filterblase, in der ihnen vor allem Gleichgesinnte begegnen. Sie kommen so kaum mehr mit Meinungen in Berührung, die nicht ihrer eigenen entsprechen. Nachrichten, polemische Kommentare und Verschwörungstheorien vermischen sich.

Vor allem betroffen sei die politisierte Bildungsmitte – vorwiegend Menschen mit niedriger bis durchschnittlicher Bildung. Sie informieren sich intensiv im Internet, sehen dort ihre wachsende Unzufriedenheit mit politischen Entscheidungen bestätigt, können aber Wahrheitsgehalt und Aussagekraft der Fakten nicht immer richtig bewerten. Obwohl sie glauben, gut informiert zu sein, entsteht so eine Pseudo-Informiertheit durch Desinformation. Gleichzeitig sinkt die Bereitschaft, sich mit anderen Meinungen auseinanderzusetzten. „Durch das fehlende Korrektiv wird die Polarisierung der Gesellschaft vertieft und der öffentliche Diskurs erschwert oder sogar unmöglich gemacht", so Schweiger. „Soziale Medien haben also tatsächlich ihren Anteil an der Erstarkung rassistischer und populistischer Kräfte und tragen damit – in ihrem derzeitigen Zustand – zur Gefährdung der Demokratie bei!"

Was ist zu tun? Das Überangebot an ungefilterter Information überfordere die Medienkompetenz vieler Bürger, sagt der Autor und fordert: „Gezielte Schulungen und Trainings sind dringend notwendig – am besten durch Fachleute wie beispielsweise Studierende der Medienwissenschaften." Die Politik müsse außerdem Maßnahmen ergreifen, journalistische Medien in ihrer Rolle als ‚vierte Gewalt' wieder zu stärken und ihre Verbreitung auch auf Nachrichtenportalen und in Apps zu gewährleisten: „Es braucht gegebenenfalls eine Finanzspritze, damit etablierte Medien schritthalten und ihre qualitativen Standards beibehalten können."

Dr. Wolfgang Schweiger ist Professor am Institut für Kommunikationswissenschaft der Universität Hohenheim und beschäftigt sich dort u.a. mit dem Thema Medienwandel und Social Media.

Wolfgang Schweiger
Der (des)informierte Bürger im Netz
Wie soziale Medien die Meinungsbildung verändern
2017, 230 S. 12 Abb. in Farbe
Hardcover € 19,99 (D) | € 20,55 (A) | sFr 21.00 (CH)
ISBN 978-3-658-16057-9


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