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Stuttgart / Tübingen / Dohuk

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Baden-Württemberg gründet Institut für Psychotherapie im Nordirak - Uni Tübingen ist dabei

Die Universität Tübingen beteiligt sich an einem neuen Projekt der baden-württembergischen Landesregierung im Nordirak. Dort soll an der Universität Dohuk in der Autonomen Region Kurdistan ein Institut für Psychotherapie entstehen. Die dort und in Baden-Württemberg ausgebildeten Fachkräfte sollen Kriegstraumata behandeln. Das Projekt ist als Hilfe zur Selbsthilfe angelegt und soll Fluchtursachen mindern. Im vergangenen Jahr hatte das Land rund 1.000 besonders schutzbedürftige Frauen und Kinder aus dem Nordirak aufgenommen. Viele von ihnen waren Gräueltaten durch den Islamischen Staat ausgesetzt - darunter die Jesidin Nadia Murad, die am Freitag zur UN-Sonderbotschafterin ernannt worden war. Gemeinsam mit der Menschenrechts-Anwältin Amal Clooney und Ministerpräsident Winfried Kretschmann will Murad die Gräuel des IS vor den Internationalen Gerichtshof bringen.

Die Flüchtlingspolitik der Bundeskanzlerin sei im Kern richtig gewesen, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann in der Regierungs-Pressekonferenz am Dienstag. Allerdings hätte es im operativen Geschäft viele Fehler gegeben. Dennoch: Das Thema Flüchtlinge bleibe eine große Herausforderung. Allein in Ägypten, in Nordafrika und generell in Afrika solle sich Europa mehr engagieren, so Kretschmann. Ebenso die Flüchtlingslager am Rand der Bürgerkriegsgebiete wie in Jordanien und Libanon. "Wenn das zusammenbricht, werden sich Millionen von Flüchtlingen auf die Beine machen", so Kretschmann.

Die Situation von 2015 also nur ein Vorgeschmack auf das, was noch auf Deutschland zukommen könnte. Baden-Württemberg will sich deshalb im Nordirak engagieren. Bereits im vergangenen Jahr hatte das Land 1.000 vom IS-Terror besonders betroffene Frauen und Kinder aufgenommen.

"Eine der aufgenommenen Jesidinnen, Nadia Murad, fiel durch ihren besonders starken Willen auf; die junge Frau hatte die Ermordung von fünf Brüdern und ihrer Mutter ebenso miterleben müssen wie sexuelle Gewalt am eigenen Körper", berichtet Kretschmann. Bei Flüchtlingen wie diesen, die offenkundig schwerste Schicksale hinter sich hätten, gäbe es eine enorme Hilfsbereitschaft, so Kretschmann.

"Wir haben mit der Unterbringung überaus positive Erfahrungen gemacht", so der Ministerpräsident. Es sei überhaupt kein Problem gewesen. "Konflikte hatten wir in dieser Frage überhaupt nicht."

Jetzt will das Land also sein Engagement ausbauen: in Zusammenarbeit mit der Uni Tübingen und der Dualen Hochschule soll in Kurdistan ein Institut für Psychotherapie entstehen. Dort sollen Fachkräfte für Kriegstraumata ausgebildet werden. "Wir wissen, dass Kriegstraumata sogar generationenübergreifend wirken", sagte die Wissenschaftsministerin Theresia Bauer. "Deshalb ist es wichtig, qualifizierte Fachkräfte auszubilden, die in der Lage sind, das psychische Leid der Menschen zu lindern. Leid darf nicht zu Gift werden."

Schon im Frühjahr des kommenden Jahres soll ein erster Masterstudiengang an der Universität Dohuk entstehen. Das Land wird dafür eine Million Euro zur Verfügung stellen. Insgesamt fließen aus Baden-Württemberg drei Millionen Euro in den Nordirak.


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